Ein Rückblick zum 60. Jubiläum der Gemeinde
Ganze Stadtteile hatte der Kriegssturm über Hamburg hinweggefegt. Von 13 Gotteshäusern und Versammlungsstätten unserer damaligen Gemeinden im Großraum Hamburg wurden acht zerstört. Die Hamburger Stadtplanung nötigte einige Gemeinden, ihre Aufbaupläne auf andere Stadtteile zu konzentrieren. In den inzwischen zum Teil aufgebauten Gebieten Borgfelde, Eilbek und Hamm wohnte bereits eine Reihe von Mitgliedern. Als Versammlungsort traf man sich in der Schule Burgstraße. Ein Koffer diente als Transportmittel für Liederbücher, Abendmahlsgeschirr und Spielsachen für die Sonntagsschule. Die kleine Gruppe von 21 Mitgliedern wuchs stetig; und damit ihr Gedanke, neue Anknüpfungspunkte für neue Missionsarbeit zu finden. Die Vision zum Neuanfang hatte kein anderer als Willi Grün, damals Dozent am Theologischen Seminar in Horn. Seine Vorstellung trieb ihn von einer Unruhe in die andere, wie er selber einmal sagte: „Hier in Hamm muss eine Gemeinde gegründet werden“.
Der Beschluss zu diesem Wagnis kam aus den Vorständen der Hamburger Gemeinden. Damit wurde der Weg frei in die Selbstständigkeit. Sie konnte am 15. Januar 1956 mit der Konstituierung besiegelt werden. (Stand der Mitglieder: 86)
Mittlerweile war der sog. „Singsaal“ der Schule für mehr als 100 Personen so beengt, dass der Hausverwalter die Gemeinde loswerden wollte.
Die Suche nach einem geeigneten Grundstück begann. Man beteiligte sich an Versteigerungen und fasste Erbpachtobjekte ins Auge. Schließlich gab die Behörde grünes Licht für einen Kapellenbau auf dem heutigen Grundstück. Die Verantwortung übernahmen neben Willi Grün, August Hopf als Kassierer und Hans Kühne im Bauausschuss. Das Erschließen von Geldquellen seitens der dreien war mehr als erfinderisch.
Mittels sog. „Kaufzinsformulare“ verpflichteten sich die Mitglieder ein Bauopfer zu leisten. Die Spendenfreudigkeit war groß, wenn man bedenkt, dass 70% unter ihnen Flüchtlinge waren.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 18.10.1958. Der Gottesdienstraum wurde am 05.07.1959 feierlich eingeweiht. Im gleichen Jahr fand unter Walter Berger die erste Evangelisation und Taufe statt. Der Mitgliederstand trug die stolze Zahl von 150. Der weitere Ausbau von Keller und Wohnung richtete sich nach der Finanzierbarkeit. „Es war eine Wundergeschichte, auch wenn das Geld nicht immer aus der Wundertüte kam. Alles Unfertige war nicht die moderne Bauweise, es fehlte einfach das Geld“, schrieb Willi Grün 1961 im ersten Gemeindebrief, dem „Hammer Boten“.
Die Gemeinde, inzwischen mit 160 Mitgliedern, nimmt weiter „Fahrt auf“. Aus einer „Kinderwerbewoche“ wird eine feste Einrichtung einer Kinderstunde. Ins Leben gerufen von Hinrich und Marion Schmidt, konnten mehr als 100 Kinder den Donnerstag kaum erwarten. Geschwister Wenzel setzten die Arbeit mit viel Kreativität und Ideenmaterial fort. Ins feste Veranstaltungsprogramm gehörten die Allianzgebetswoche, Bibel- und Frauenstunde. Ein Männerkreis schloss sich an. Mit Unterstützung des Jugendseminars entwickelte sich eine fröhliche Jugendarbeit, aus der so manche enge Beziehung hervorging. Vielen Pastoren war Hamm eine Dienst gebende Gemeinde. Durch das Predigerseminar in Horn konnte man an vielen Sonntagen aus dem „Vollen schöpfen“. Dr. Eduard Schütz, damals Direktor des Theologischen Seminars, leistete hilfreiche Dienste als „Brückenbauer“, Gemeindeleiter und Pastor. Die Arbeit des Gemeindevorstands nahm moderne Züge an.
Mit den fünf Nachbarkirchen arrangierte sich eine Art „kleines ökumenisches Gemeindeseminar“.
Bei aller Weiterentwicklung stellte sich immer wieder die Frage: „Wie kommen wir zu einer missionarisch-diakonischen Struktur“? Die Antwort wurde nun darauf gefunden. Die Kita „Hammer Strolche“, deren Träger die Gemeinde ist, feiert 2017 ihr 20-jähriges Bestehen.
Doch damit nicht genug: Seit über 16 Jahren wird im Miteinander mit unseren vietnamesischen Geschwistern Integration gelebt und erlebt.
Unser ehemaliger Pastor, Jochen Herrmann, war hierbei eine wichtige Bezugsperson.
„Bauen, Bewahren, Bereit sein für morgen“, stand 2006 als Motto über unserem 50. Gemeindejubiläum. Heute wie damals durchaus aktuell.
Wie ein roter Faden zieht sich Gottes Wegführung durch die Gemeindegeschichte. Und hieran dürfen wir anknüpfen. ER hat seiner Gemeinde eine gute Zukunft verheißen. Deshalb können wir Perspektiven entwickeln, ohne Furcht Zukunftspläne machen, uns an Veränderungen herantasten. Aber auch die persönliche Bereitschaft zur Mitarbeit nicht aus den Augen verlieren. Bleiben wir gespannt auf Gottes Botschaften, die in unser Gemeindeleben fallen und neue Türen öffnen.
Gottes guter Segen sei mit allen, die weiter am Werk sind, mit gestalten, inspirieren, ermutigen und vertrauen.